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Der monolithische Facebooker vs. Twitter

29.06.2011 00:12

Facebook verfolgt den Grundsatz, dass jedermann nur einen einzigen Account haben dürfe und diesen unter seinem richtigen Namen führen müsse. Twitter hingegen erlaubt pro Person beliebig viele Nutzerkonten unter Pseudonymen.

Der Kardinalfehler von Facebook ist dabei die Annahme, eine Person sei monolithisch und benötige daher nur diesen einen Account und diese eine Freundesliste.

Jeder Mensch hat aber mehrere soziale Rollen und verschiedene persönliche Netzwerke im realen Leben, und das muss auch online abbildbar sein. Was Hans Müller im Internet schreibt, richtet sich selten gleichzeitig an seine Kollegen, seine Lehrlinge, seine Eltern, seine Stammtischbrüder, seine Kakteen-Newsletter-Abonnenten, seine Rollenspielmitspieler und seine Chatfreundinnen.

Es ist deshalb das Normalste der Welt, dass er im Internet verschiedene Identitäten annimmt und darunter mit unterschiedlichen Personenkreisen interagiert. Diese Identitäten müssen nicht geheim sein, sie sind lediglich voneinander getrennt, so wie im realen Leben die Trennung örtlich erfolgt. Der Stammtisch findet nicht im Verborgenen statt, sondern in einer öffentlichen Kneipe, aber Hans Müller würde es nicht schätzen, wenn sich seine Mutter dazusetzte oder einer seiner Lehrlinge.

Deshalb schafft er sich im Internet seine getrennten Interaktionsräume durch mehrere Twitteraccounts. Unter MeisterMüller hat er ein offenes Ohr für die Lehrlinge, als BierHansi schwatzt er mit seinen Spezis, als HansiMüller ist er der Familie bekannt, als Kakteennews schreibt er was über sein Hobby und so fort. Auf diese Weise wird keiner der Adressaten mit Dingen belästigt, die ihn nicht interessieren, und Hans Müller kann jede Gruppe auf die passende Art und Weise ansprechen, mal seriös, mal kumpelhaft, mal familiär, und muss sich auch nicht auf Äußerungen beschränken, die sich an alle richten könnten, was letztlich nur Unterhaltungen über das Wetter wären.

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