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Tischdekorationen aus Kot

27.06.2017 21:38

Wir leben in einer Zeit schneller Moden, wo jenes, was wir eben noch als en vogue schätzten, im nächsten Augenblick fade und abgeschmackt erscheint, und anderes, das zu goutieren uns einst undenklich schien, fürderhin unsere Zustimmung genießt.

So wird es den Leser nicht wundernehmen, dass auch der Schmuck unserer festlichen Tafel stetem Wandel unterliegt, und wo vor Zeiten noch das Blumenbouquet oder der Mettigel ein Fanal gehobener Tischkultur setzten, gilt es nun als Zierde gediegenen Ambientes und Inbegriff souveräner Stilsicherheit, ein formschönes Exkrement auf dem guten Tuch zu platzieren.

Die flexible Plastizität des Werkstoffes Kot prädestiniert ihn für kreative Experimente, die den Gestaltungswillen des Gastgebers in hellem Licht erstrahlen lassen.

Als avantgardistisches Tischaccessoire verleiht Kot den Nimbus erlesenen Geschmacks, kulminiert doch in ihm der beredte Ausdruck weltmännischer Nonchalance und zeremonieller Modernität.

„Entschuldigung, wenn ich mich hier einmische, aber: Was soll dieser Mist?“

Was für ein Mist denn, ich schreibe ein Sachbuch! Wer sind Sie überhaupt?

„Der Lektor. Und ich kann mich nicht erinnern, so was in Auftrag gegeben zu haben.“

Und ob Sie haben! Ich zeigte Ihnen meinen Fantasy-Roman „Kronkor, der Unglaubliche“ und Sie haben gesagt: „Das verkauft sich jetzt nicht, schreiben Sie was über Vampire oder BDSM.“ Wollte ich aber nicht, und dann haben Sie mir ein Sachbuch vorgeschlagen: Tischdekorationen aus Kot.

„Aus Kork, Sie Hirni, aus Kork! Tischdekorationen aus Kork!“

Ach so. Das ist aber jetzt blöd, wo die erste Seite schon rum ist. Ich kann ja nicht mittendrin das Thema wechseln, was wird der Leser denken?

„Noch ist es nicht zu spät!“

Aber wird er nicht das Buch weglegen und umtauschen wollen, weil er sich etwas ganz anderes erhofft hat?

„Das ist mir doch egal, was diese koprophilen Arschlöcher erwartet haben, ich will ein anständiges Buch!“

Ja, okay, dann wechsele ich also jetzt das Thema, gut?

„Nur zu!“

Kronkor setzte den Hörnerhelm auf, wischte Met aus seinem roten Rauschebart und stieß in Golmibol, die Fanfare des Sieges, welche wie Donnerhall über ganz Kremonien ertönte. Das hörte auch Busaria, seine fertile Gespielin, die …

„Och nööö, nicht diese Fantasy-Soße. Kork!“

Kork kann ich nicht.

„Was können Sie denn? Lyrik?“

Ich weiß nicht recht.

„Machen Sie mal!“

Ich möchte nun mitnichten
hier anfangen zu dichten,
nach Versmaß mich zu richten,
die Silbenzahl zu lichten,
ein passend’ Wort zu sichten,
nach Endreim es gewichten,
mich euch darauf erpichten
Buchlesern aller Schichten
zur Poesie verpflichten
und noch ein Vers mit Fichten.

„Ah … na gut, das lassen wir dann besser.“

Aber ich kann Konjunktiv! Soll ich mal?

„Konjunktiv ist doch kein Genre.“

Aber kann ich. Soll ich nicht doch mal?

„Nur, wenn Sie nicht an sich halten können.“

Bäte man mich um Verwendung des Konjunktivs, bärste ich gewiss vor Ehrgeiz, drösche hohle Phrasen und flöchte endlose Wortketten, da in mir die Begierde göre, dass man das Gesagte genösse und begeistert um Fassung ränge, bis ich lustvoll erschräke, weil Applaus erschölle. Lüde man mich fortzufahren ein, ersänne ich weitere Sentenzen, die wie Blumen auf meiner Zunge sprössen und wie Tau von meinen Lippen tröffen. Glömme noch immer Eifer in mir, hübe ich zu dichten an bis mein Redefluss überquölle und mich schließlich zum Schweigen bewöge.

„Ja, ganz nett, aber nichtssagend. Sind denn Sachtexte so gar nichts für Sie?“

Bin ich firm drin! Ich habe mal für eine Zeitschrift Produkttests geschrieben. Das ist natürlich ein Erfahrungsquell, aus dem ich schöpfen kann. Sollte ich die Quintessenz in einem Beitrag abhandeln, so schriebe ich:

Das Gehäuse ist äußerst formschön und von einer geometrischen Stringenz, die Bauhauseinflüsse nicht verleugnen kann, aber die aromatischen Obertöne kommen erst voll zur Geltung, wenn man einen Bissen im Munde zergehen lässt, wenngleich die letzten vierzig Seiten eher langweilig sind und sich mühsam einem vorhersehbaren Schluss entgegenquälen, doch die neckischen Applikationen am Revers entschädigen für den allzu dünnen Leinenstoff, schließlich kommt es im Endeffekt nur auf gute Verbrauchswerte und einen praxistauglichen Kofferraum an.

„Oha. Zumindest verstehe ich, warum Sie damit aufgehört haben.“

Die Zeitschrift ist halt pleite gegangen.

„Was Sie nicht sagen. Kinderbücher, wie ist es damit? Vielleicht können wir das Buch noch in diese Richtung lenken?“

Schöne Idee. Ich las früher gerne die Raupe Nimmersatt. Wenn ich Ihnen da mal was anbieten dürfte – aufgemerkt:

Einsam starb die alte Raupe,
alle Jugendfreunde fort.
Wenn sie nur nach oben schaute,
Schmetterlinge säh’ sie dort!

„Nein nein, ach was, da muss ein Raupenlehrling drin vorkommen, der mit zaubernden Freunden gegen die Macht des Bösen kämpft!“

Pah, ich lasse mir doch von Ihnen nicht meine Kindheitserinnerungen verderben! Dann kann ich auch gleich mit Kronkor von Kremonien fortfahren:

Mit rasender Berserkerwut schwang er seine dreihändige Axt über die Schar der Angreifer. Köpfe rollten wie Geröll den Abhang nieder. Busarias Busen bebte vor Bewunderung. Ihr knappes Fellkleid verhüllte kaum ihre alabasternen …

„Ja, danke, behalten Sie das doch bitte für sich.“

Spießer!

„Wie bitte?“

Ihnen ist ja nichts rechtzumachen, dabei bin ich zum Romanschreiben geboren, ein Mensch mit überragender Beobachtungsgabe! Nehmen Sie nur den Tag, als ich bei Ihnen im Büro war: Was mir gleich beim Reinkommen auffiel, war ein Schirmständer, dessen Schatten auf einen Wandteppich fiel, der ein unruhiges Rechteckmuster besaß, das mir schon einmal in einer kleinen Dresdener Pension begegnete, dort allerdings als Dessin auf einem Zahnputzbecher, neben dem ein Seifenstück drapiert war, das ich Jahre zuvor in einem Frankfurter Motel einmal für die Willkommensschokolade hielt und fast verschlungen hätte, wäre nicht im selben Augenblick das Zimmermädchen hereingekommen, um mir mitzuteilen, dass sie mich gerade mit einem Bastmattenverkäufer verwechselte, der in den Anfangsjahren ihres Berufslebens gerne einmal ein unverbindliches Schäferstündchen mit jenen Hotelangestellten, die weder in festen Händen noch einem amourösen Abenteuer abgeneigt waren, in allen Einzelheiten zu planen, nie aber umzusetzen pflegte.

„Ja, stimmt, genau so einen Schirmständer habe ich. Dann versuchen wir es halt doch mal mit einem Roman. Aber Kronkor bleibt in seiner Höhle!“

Es ist ein kalter Novembermorgen. Frühnebel umgibt den schlichten Betonbau des Fernsehstudios. Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund.

Kaum erscheint das Gesicht des Prominenten auf dem Bildschirm, blendet der Sender nicht seinen Namen ein, sondern „Kronkor von Kremonien“, woraufhin der Bauchbindentexter entlassen wird, dem Suff anheimfällt und dreißig Jahre später in einer kleinen Pension in Montevideo tot aufgefunden wird, umringt von Käfern, die sich bereits an ihm schadlos gehalten haben, aber deren Trippeln auf dem Holzparkett so rhythmisch ist, dass der Gast im Zimmer darunter beschließt, seinen Job als Bürstenvertreter aufzugeben und Schlagzeuger zu werden, was ihm späten Ruhm beschert und die Liebe seiner Frau aufs Neue entfacht.

Na, wie war das?

„Kurz. Eher kurz. Wenngleich nicht gänzlich ohne Reiz. Aber zu wenig dem Augenblick verhaftet, man kann nicht so recht mitfühlen. Versuchen Sie es noch mal!“

Panisch schnappte er nach Luft, wild um sich schlagend ruderte er im Wasser umher – jeder Aufschrei nackter Angst füllte seine Lungen weiter mit dem tödlichen Nass: Er durfte jetzt nicht aufgeben!

Seine letzte Chance bestand darin, alle ihm verbliebene Kraft zusammenzunehmen und sich mit Gewalt emporzudrücken, sich mit letztem Schwung den Klauen des kalten Wassers zu entreißen und an die rettende Oberfläche zu gelangen.

Doch der Impuls an seine Muskeln war nur noch ein schwacher Schatten seines Überlebenswillens. Die unerbittliche Kälte des ersten Elementes ließ auch seine fast übermenschlichen Anstrengungen immer mehr in hilflose Zuckungen auslaufen.

Selbst ein letztes verzweifeltes Hinabschlagen seiner verkrampften Arme konnte ein weiteres Tiefersinken nicht verhindern, und so nahm er einen tiefen Schluck des flüssigen Todbringers und gab sich der lähmenden Dunkelheit hin, bis er regungslos auf den Boden sank.

Vor dem Becken riss derweil der Kontrolleur die Karten ab – die Vorstellung mit dem nächsten Ertrinkenden würde bald beginnen.

„Naja, da wünsche ich ich mir doch fast den guten alten Kronkor zurück. Ein bisschen vielschichtiger dürfte es schon sein.“

Kritisch besah er sich im Spiegel: War er auch wirklich glatt rasiert? Gleichsam einer Antwort harrend, füllte das monotone Brummen des Apparates noch immer den kahlen, weiß gefliesten Raum, bis völlige Stille Zufriedenheit signalisierte.

Heute war es so weit. Der große Moment war gekommen, alle Blicke würden auf ihn gerichtet sein, denn dies war sein Tag - seiner und Judys, der er von heute an so nah wie nie zuvor sein würde - vereint in alle Ewigkeit.

Sorgsam trennte er das Netzkabel vom Rasierer, bevor er ihn unter dem Wasserhahn auswusch. Alles hatte seine Zeit im Leben, jede Handlung ihren Ablauf. Hielt man die Reihenfolge nicht ein, konnte ein Unglück geschehen.

Gleich war es neun, dann würde Pater Thomson ihn abholen. Nervös nestelte er an seinem Kragen. Lange hatte er auf diesen Augenblick warten müssen, doch jetzt, wo er gekommen war, schien ihm die Zeit wie im Fluge vergangen.

Als sei es gestern gewesen, blieb ihm der Tag ihres Kennenlernens im Gedächtnis. Es war an einem Samstagmorgen im April, wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus Europa. Er saß auf einer Parkbank gegenüber der Stadtbibliothek und lauschte dem Konzert der Vogelstimmen, das nur gelegentlich vom Geschrei spielender Kinder übertönt wurde. Judy setzte sich zu ihm, kramte ein Buch aus ihrer Handtasche und fragte schüchtern lächelnd: „Das habe ich schon durch, wollen Sie das vielleicht zu Ende lesen?“ Er wollte, und nicht nur das.

Seine Schritte hallten durch den endlosen Flur. Er war aufgeregt wie vor einer wichtigen Prüfung, dabei würde er selbst kaum etwas sagen müssen, und doch würde er im Mittelpunkt stehen – er und Judy, seine über alles geliebte Judy.

Nervös fragte er den Priester nach der Uhrzeit. „Nur keine Sorge“, beruhigte der ihn, „man wird nicht ohne Sie anfangen.“ „Sind denn schon alle da? Auch Judys Verwandtschaft?“ „Natürlich. Ganz vorne in der ersten Reihe.“

Unsicher musterte er seinen Anzug. War er auch dem Anlass angemessen? Sollte er zu diesem einmaligen Ereignis nicht etwas Festlicheres tragen? „Sind Sie auch schon so nervös?“ fragte er den Priester. „Nein, heutzutage nicht mehr. Beim ersten Mal, da noch. Aber nun bin ich seit fast dreißig Jahren hier Pfarrer, da wird es einem zur Routine.“ „Nun ja, Sie werden es ja auch nie selbst erleben. Das ist schon etwas anderes.“

Die Tür am Ende des Ganges wurde von innen geöffnet. Er trat ein. Erwartungsvolle Gesichter blickten ihn an. Er setzte sich auf den Stuhl, ließ die Elektroden an seinen Schläfen befestigen und dachte an Judy, die er schon vorausgeschickt hatte, damit sie im Jenseits auf ihn warte.

„Wissen Sie was?“

Nein?

„Wenn ich es mir recht überlege: Schreiben Sie doch lieber das Buch mit den Tischdekorationen zu Ende.“

Aus meinen Tweets der 19.-25. Kalenderwoche

25.06.2017 23:59

Ich habe mir eine Speichererweiterung für meine Bibliothek bestellt. 200x60 cm, in Megabyte weiß ich's jetzt gar nicht.

„Alles kann, nichts​ muss“, aber als Jobbeschreibung.

Das Schwierige an der Wanderung auf dem König-Ludwig-Weg ist, dass man sich mit Szepter und Hermelinmantel oft im Dickicht verfängt.

Der einzige Politiker, der noch täglich im Radio besungen wird, ist Erich Honecker. Dank Sonderzug nach Pankow.

Ich hoffe ja immer noch, mal 6 Richtige zu haben. Ich spiele zwar nicht, aber die Chancen sind so gering, dass das keinen Unterschied macht.

Ja, man hat die Freibäder kaputtgespart, aber dafür werden bald die Steuern gesenkt, damit wir uns alle einen Pool im Garten leisten können!

Aus meinen Tweets der 14.-18. Kalenderwoche

07.05.2017 23:59

Die ganze politische Bandbreite zwischen „Reiche sollen schnell reicher werden“ und „Reiche sollen nicht ganz so schnell reicher werden“.

Wie nennt sich eigentlich diese Krankheit, dass sich Wähler während der einen Minute in der Wahlkabine plötzlich für Millionäre halten?

Nur jeder achtzigste Deutsche ist Millionär, aber da soll noch mal einer sagen, dass wir uns nicht rührend um unsere Minderheiten kümmern!

Wohnt ihr weit weg? Ich nicht.

Meine Lateinkenntnisse haben mir länger was genützt als meine MS-DOS-Kenntnisse.

In guten Comics wird mit Bildern erzählt und nicht eine Erzählung bebildert.

Was man auf die Unterseite des Brotes schmiert, kann man von den Gesamtkalorien abziehen.

Es ist jetzt diese Jahreszeit, wo Menschen in kurzer Hose neben Menschen im Mantel laufen.

Ich lese gerade ein Buch über Äthiopien. Die hatten Kaffee, Homo sapiens und Christentum so lange vor uns, das holen wir nicht mehr auf!

„Dieses Produkt gibt es in Grau als Atomkraftwerk oder in Braun als halbes Hähnchen.“ Amazon immer so. Und Bewertungen für beide vermengt.

Aus meinen Tweets der 9.-13. Kalenderwoche

31.03.2017 23:59

Früher, als es noch mehr Verbrechen gab, aber weniger darüber berichtet wurde und sich alle sicherer fühlten. Das war schön.

Tipp: Nicht beim Müsli-Essen niesen, während man eine Strickjacke trägt.

Laktoseintoleranz (75% der Menschheit) ist ebenso wenig eine Erkrankung wie schwarze Haare eine Kopfkrankheit sind.

Was viele nicht ahnen: ich bin der beste Deutsche. Die anderen sind auch nicht schlecht, aber es bleibt dieser Qualitätsunterschied.

„Alle sollen so sein wie ich. Und dann soll da eine Linie auf der Landkarte sein, ab wo alle Leute anders sind, damit der Urlaub was taugt.“

Lego-Batman-Film: Als ob ein Füngzigjähriger und ein Fünfjähriger sich beim Drehbuchschreiben alle fünf Minuten abgewechselt hätten. Das Ergebnis ist gut guckbar, aber vielleicht hätte man jeden von beiden seinen eigenen Film machen lassen sollen.

Wusstet ihr, dass es Menstruation nur bei Primaten, Fledermäusen & Rüsselspringern gibt? Ich wusste nicht mal, dass es Rüsselspringer gibt.

Ich habe auf Reisen gerne möglichst alte Reiseführer dabei, weil ich dann nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich reise, indem ich sehe, was sich in den letzten Jahrzehnten geändert hat.

Ich arbeite jetzt als Aktmodell für Phantomzeichner. Ich flitze einmal durch den Raum und fahre dann heim, während ich gezeichnet werde.

Wasser im Glas. Gelingt immer.

Aus meinen Tweets der 5.-8. Kalenderwoche

26.02.2017 23:59

Mein Anteil an der Weltbevölkerung wird immer kleiner.

Wen Gott liebt, dem gibt er kluge Freunde und dumme Feinde.

In einer Parallelwelt heißt der auf Trump folgende Präsident George W. Bush und geht als das herzensgute Genie in die Geschichte ein.

Überwachungsgesetze kann ein künftiges Regime jederzeit einführen, aber welche Daten aus der Vergangenheit vorliegen, entscheiden wir jetzt.

Mit einem Benzinkanister herumlaufen und überall erzählen, dass der neue Nachbar wie ein Brandstifter aussehe.

Warnungen der Tyrannen vor den Untaten ihrer Gegner muss man immer als Ankündigung ihrer eigenen Vorhaben lesen.

Das Eis der Antarktis ist im Durchschnitt 2000 Meter dick. Ich würde das auf der nächsten Cocktailparty erwähnen, werde aber nie eingeladen.

„Aber ich hab eure AfD immer in Talkshows eingeladen, ihr könnt doch jetzt nicht unsere Sender dichtmachen!“ – „Steig auf den Lastwagen!“

Es war nicht alles schlecht in der Würmzeit!

Aus meinen Tweets der 1.-4.Kalenderwoche

29.01.2017 23:59

Ein kompliziertes Passwort reicht nicht. Man muss auch eine Mutter mit alphanumerischem Mädchennamen haben. Für die Sicherheitsfrage!

Wie Fernbedienungen gestaltet werden: Der Designer beleimt ein Holzstück, schüttet sechzig Tasten in die Hand und niest einmal kräftig.

Ich finde es vorbildlich, wie selbstkritisch Deutschland seine Geschichte aufarbeitet. Das ist ein Zeichen von Stärke. Vertuschen ist feige. Es gibt genug Länder, wo Geschichtsunterricht nur Hurra-Patriotismus ist und "Right or wrong, my country." Das brauchen wir nicht. In der Türkei ist es verboten den Völkermord zuzugeben, in Deutschland, ihn zu leugnen. Kindisches "Ich war's nicht" vs reifes "Nie wieder!"

Gast1 & Gast2 wünschen einander im Politikforum den Tod ohne zu ahnen, dass sie in Comic- & Fußballforen seit Jahren beste Gespräche führen.

Ausländerfeind wär jemand, der einen blonden Isländer verprügelt und dann mit einem schwarzen Deutschen ein Bier trinkt. Gibt's nicht, also Rassist.

„Endlich mal ein Präsident, der tut, was er sagt!“ – „Aber er sagt nur Böses!“ – „Warte doch erst mal ab, was er tut!“

Aus meinen Tweets der 46.-52. Kalenderwoche

31.12.2016 23:59

Wenn die Leute so wären, wie sie ihren Kindern erzählen, dass man sein soll.

Bisher habe ich immer Schwarzbrot und Weißbrot gegessen. Jetzt habe ich mal Graubrot gekauft. Was mir das Zeit sparen wird!

Comics sind unrealistisch. In der Realität wäre Lex Luthor Präsident und Kal-El auf irgendeinem Area-51-Seziertisch.

Ich lege mir abends immer einen Pferdekopf ins Bett, um mich vor der Mafia zu schützen. Den Trick habe ich von einem Protestwähler.

Altgriechisch κακός („schlecht“) und deutsch Kacke entstammen beide indogermanisch *kakka-. Jetzt kennt ihr ein 6.000 Jahre altes Wort. (Und ja, die Bedeutung der idg. Wurzel ist defäkieren, da hat sich mal bis zum Neuhochdeutschen nix geändert, was auch selten ist.)

Ob die Babys aus den Kinderwagen, die ich auf U-Bahntreppen getragen habe, mich in 40 Jahren dort beiseitedrängeln, weil ich zu langsam bin?

Menschen sollten ein Leben lang wachsen. Dann wird man Alte mehr achten, weil sie einen sonst zertreten wie Käfer.

Merke: Das norddeutsche Wort Sonnabendabend wird dreisilbig gesprochen.

Aus meinen Tweets der 43.-45. Kalenderwoche

13.11.2016 13:53

Wenn Deutschland ein Verein wäre, könnten wir uns dann auf einen gemeinsamen Vereinszweck einigen?

Angesichts meines späteren Rentenniveaus ist es eine glückliche Fügung, dass Nudeln mit Ketchup mein Leibgericht sind.

Wenn man historische Persönlichkeiten nach heutigen Wertmaßstäben beurteilt, bleiben nicht viele über, die zum Vorbild taugen. Karl der Große zum Beispiel war ein Schlächter und seine zweite Frau war 12 Jahre alt. Dennoch hat noch niemand den Karlspreis abgelehnt. Man kann Menschen eben nicht ganz losgelöst von ihrer Zeit betrachten. In 100 Jahren isst man sicher keine Tiere mehr, aber dadurch sollten frühere Persönlichkeiten nicht als bloße Barbaren gelten.

Ich hab mir überlegt, in der U-Bahn heimlich meine Schnürsenkel mit jemandem zusammenzuknoten, der dann immer bei mir bleiben muss.

Bevor wir darüber streiten, ob man den kleinen Finger abspreizt, sollte erst mal jeder mit Besteck essen können. Wir haben oft richtige Forderungen nach politischer Korrektheit, für die aber bei vielen erst noch die Basis geschaffen werden muss. Überforderung erzeugt Trotz. Lieber erklären statt abstrafen. Zwischen Böswilligkeit und Unbedachtheit unterscheiden.

Gibt es eigentlich VHS-Kurse in Akt-Schreiberei? Jemand sitzt da nackt und ich schreibe auf, wie der aussieht?

Ich gebe kostenlose Deutschkurse, in denen ich aber eine frei erfundene Sprache lehre. So bastele ich mein eigenes Volk. Geneif kanitten, atz mi mikke igna stratta finkala!

Ich bin zu faul, es für Instagram zu knipsen, also stellt euch hier einen Teller Ravioli vor.

Setzt man sich zum Ziel, dass jeder vorhergehende Tag schöner als der folgende sein soll, hat man nur noch schöne oder erfolgreiche Tage.

Aus meinen Tweets der 37.-42. Kalenderwoche

23.10.2016 18:53

Leute, die im Fledermauskostüm herumlaufen, obwohl sie als Milliardär viel besser Gutes tun könnten; was stimmt nicht mit denen?

Voraussetzung für Meinungsfreiheit und Gewaltlosigkeit sind der Wille zu Wahrheit und Kompromiss, sonst siegen selbstsüchtige Lügner.

Das chinesische Zeichen für Familie 家 ist ein Schwein unterm Dach. Frau und Kinder muss man sich dazu denken.

Seit ich diese Biberfellmütze trage, esse ich nach jeder Mahlzeit ein paar Zahnstocher.

Die meisten Marathonläufer müssten nur doppelt so schnell laufen, dann würden sie ihn in der halben Zeit schaffen. Aber darauf kommt keiner.

Ein Familienminister, der ständig über Vierlinge spricht, wäre das statistische Pendant eines Innenministers, dessen Hauptthema Terror ist.

Wenn man sich eine Klappstulle macht, aber statt Wurst ein Lesezeichen und statt Brot ein Buch nimmt.

„Hi, du kennst dich doch mit Autos aus. Ich bin mit 180 auf der Autobahn, wofür sind die drei Pedale?” Oder fragt man so nur Computerfreaks?

Erleichterung: Vom neuen Literaturnobelpreisträger Dylan gibt es vieles als Hörbuch.

Wer den PERSONAL-Ausweis als Beleg betrachtet, dass Deutschland eine Firma sei, kann ja auch noch nie von Personalpronomen gehört haben.

Wenn die BRD eine GmbH wäre, müssten wir doch allein schon fürs Bürgersein den Mindestlohn bekommen, oder?

„Ein Ort mit vielen Büchern. Weiter so.“ (Google-Bewertung der Bezirksbibliothek Spandau)

1. Proktologen, 2. Berliner Currywurstverkäufer. (Liste aller Menschen, die häufiger Darm als danke sagen.)

Kotrainer, auch kein schöner Name.

Aus meinen Tweets der 35.-36. Kalenderwoche

11.09.2016 23:59

Panik schüren für Wählerstimmen und Diäten. Auf gleicher Moralstufe wie: Im Altersheim „Feuer!“ rufen, um die Brieftaschen einzusammeln.

Man muss wissen: Mecklenburg-Vorpommern ist so dünn besiedelt, dass man bereits von Überfremdung spricht, wenn ein dänischer Kutter mal zu viel Nordwind hat.

10 Jahre Piratenpartei Deutschland

10.09.2016 18:36

Die Piraten hatten es geschafft, die Stimmen der Unzufriedenen & Politikfernen auf eine gute Sache zu lenken, statt wie die AfD aufs Hassen. Es zeigte sich, dass man die Protestwählerschaft auch ohne Rassismus erreichen kann. Halten kann man Protestwähler aber nur, wenn man sich nie etabliert, immer Außenseiter bleibt – oder halt mit Hetze und Panikmache. Leider genügte die protestwählerbereicherte Zeit für die Piraten nicht, um sich eine Stammwählerschaft von über 5% heranzuziehen. Dabei wäre eine starke Bürgerrechts- und Internetfreiheits-Partei heute nötiger denn je. Stattdessen haben die Reaktionären Zulauf. Sagt die AfD "Altparteien", erschrecke ich, denn das tat ich als Piratenwähler auch. Es war falsch, weil es einen Sonderstatus implizierte.

Aus meinen Tweets der 31.-34. Kalenderwoche

28.08.2016 12:03

Heute vor einigen Jahren und Tagen starb oder erkrankte Herr Dingenskirchen, der Erfinder der Recherchefaulheit. Oder ein Bekannter von ihm.

Es ging in Demokratien schon immer darum, das kleinere Übel zu wählen. Bemerkenswert finde ich, wie groß das kleinere Übel geworden ist.

Die realen Probleme wie Umwelt und soziale Gerechtigkeit interessieren nur noch gelangweilte Akademiker, die Masse frönt irrealen Ängsten.

Buchtipp: Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ über die Vor- und Zwischenkriegszeit. Es stärkt auch den Blick auf die Gegenwart.

Ob Hassbürger auch ihre eigenen Märchen haben, in denen Hexen und Wölfe die Guten sind und Hänsel & Gretel ihre gerechte Strafe erhalten?

Fragt mal jemanden, der gegen politische Korrektheit ist, ob man „Wie bitte?“ statt „Was?“ und „Ich möchte.“ statt „Ich will.“ sagen soll.

Ich finde es unverantwortlich, dass es keine Chemtrails gibt. Man müsste dringend etwas versprühen, damit die Leute wieder normal werden!

Ich verteile immer Blanko-Visitenkarten, dann können die Leute sich jemanden draufschreiben, den sie lieber kennengelernt hätten als mich.

Im Chinesischen heißt è hungrig und kě durstig. Mit zwei Stöhnlauten durchs Leben kommen, als Norddeutscher kann ich da nur Respekt zollen!

Neoliberalismus ist mir zu langsam. Wir sollten rausfinden, wer der Reichste in der Straße ist und ihm unser Geld in den Briefkasten stecken.

Aus meinen Tweets der 28.-30. Kalenderwoche

31.07.2016 23:59

Im ZDF-Sommerinterview mit mir geht es diesmal darum, dass ich bitte weitergehen solle, hier werde gerade jemand interviewt.

Wenn man den obersten Balkon hat, gehört einem auch der ganze Luftraum darüber bis in die Stratosphäre. Ich lasse aber alle Flugzeuge durch.

Ich habe mir ein altes Kissen gekauft, um von früher zu träumen.

Das Monster unter meinem Bett ist mittlerweile auch so alt wie ich. Wir begegnen uns manchmal nachts aufm Flur, müssen beide häufiger raus.

Kokoskekse namens Friesenblätter haben mir falsche Vorstellungen von der norddeutschen Flora vermittelt.

Ich kenne mich mit Mode gar nicht aus, aber wenn 44 die Durchschnittsgröße ist, warum heißt sie dann Plus Size?

Verschwörungstheoretiker sollten mal ihr eigenes Leben betrachten, wie viel da glücklicher Zufall war.

Ich wohne ja in Siemensstadt. Nun hab ich entdeckt: Siemens ist in Wahrheit eine Aktiengesellschaft. Bin da einer großen Sache auf der Spur!

Ich glaube, der IS schickt jetzt nach jedem Amoklauf, Unfall und missglückten Friseurbesuch ein Bekennerschreiben.

Jetzt werden sich wieder die bestätigt fühlen, die sich immer bestätigt fühlen, wenn irgendwas passiert oder unterbleibt.

Der Kampf gegen Islamisten wäre einfacher, wenn es nicht Islamophobe gäbe, die ihn zu einem Kampf gegen Muslime erweitern. Dadurch unterbleibt manche Kritik am Islamismus schon aus Angst vor Applaus von falscher Seite. Die Diskussion hat oft dieses Niveau: „Schlimm, was im Namen des Kommunismus in Nordkorea passiert!“ – „Ja, darum gehört die SPD verboten!“

Biber sind im Grunde auch nur Menschen, die gerne Bäume essen.

Aus meinen Tweets der 14.-27. Kalenderwoche

10.07.2016 23:59

Hockt ihr gerade in Pastelltönen gekleidet im Schneidersitz auf dem Sofa und nippt an eurer beidhändig gehaltenen Kaffeetasse? Lasst das!

Ein Regal ungelesener Bücher ist wie ein voller Kühlschrank.

An manchen Tagen fühlt man sich wie von Jack Kirby gezeichnet, an anderen wie von Charles M. Schulz.

Firmen, die damit werben, den Mindestlohn zu zahlen, sollten die Bedeutung von „Mindest-“ einmal nachschlagen.

Mehr Ungleichheit erfordert mehr Überwachung. Wäre es eine wirre Idee, dieses Problem auf Seiten der Ungleichheit zu lösen?

Ich finde, Sätze mit weniger als acht Ausrufezeichen sind immer noch unverbindliche Vorschläge.

Auf Urlaubsfotos vermeide ich störende Autos und Passanten. Und auf alten Fotos interessieren mich die damaligen Autos und Klamotten. Hmm...

Mir scheint, dass manche Menschen ihren Aufenthaltsort langfristig miteinander koordinieren und gemeinsam kleine Kopien von sich erzeugen.

Ich finde, man sollte Altersdemenz als Retrokindheit vermarkten.

Aus meinen Tweets der 9.-13. Kalenderwoche

03.04.2016 23:59

Ich habe mir überlegt, meinen Teddy ausstopfen zu lassen, wenn er mal stirbt.

Die Terrorangst meiner Mitbürger nähme ich ernster, wenn sie sich massenhaft bei Erste-Hilfe-Kursen und Freiwilligen Feuerwehren anmeldeten.

„Die Flüchtlinge klauen Zündkerzen aus Dieselautos!“ – „Diesel haben keine Zündkerzen, aber wenn es die Flüchtlinge waren, glaub ich es!“

Tipp: Wenn euch beim Sprachenlernen die Zahlwörter zu schwierig sind, lernt nur 0 und 1 und sagt alles binär!

Kaum hat man sich dem Genitiv entledigt, geht es den Dativ an den Kragen.

„Bestätige diese Zahlung über 1.000€ oder ich fahre dich gegen die nächste Wand.“ – Zukünftige Erpressungssoftware in selbstfahrenden Autos.

Wie das wohl so ist, wenn man die falsche Meinung hat und immer die Leute mit der richtigen beneiden muss?

Einerseits leisten Mediziner in ihrer Doktorarbeit weniger als wir Philologen. Andererseits:„Lassen Sie mich durch, ich bin Indogermanist!“

Letztes Jahr war hier ein Marathon, jetzt ein Halbmarathon. Geht das so weiter, laufe ich in 10 Jahren die 20 Meter mit.

Geht der Fortschritt so weiter, sind Computer in einigen Jahren klüger als ich. Muss ein komisches Gefühl sein. Wie war das damals für euch?